Coesfelder Feuerwehrmänner meistern Schanzenlauf in Oberstdorf
Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 23. Oktober 2025
COESFELD. Atemlos, schweißgebadet und mit brennenden Beinen kämpfen sich Frank Wiesmann und Christian Reismann Stufe um Stufe nach oben. Über 1000 steiler werdende Stufen führen die beiden Feuerwehrmänner der Feuerwehr Coesfeld am Samstag beim Schanzenlauf in Oberstdorf die weltberühmte Heini-Klopfer-Skiflugschanze hinauf – in voller Schutzausrüstung und unter schwerem Atemschutz. Mehr als 20 Kilogramm Zusatzgewicht lasten auf ihnen, während sich ihr Puls dem Maximum nähert.
„Unser Ziel war zu schauen, was geht.
Im nächsten Jahr greifen wir dann die 15 Minuten an“
Christian Reismann
Unter der dicken Schutzkleidung, die konzipiert ist, den Träger kurzzeitig vor Temperaturen bis 800 Grad Celsius zu schützen, kann der Körper kaum Wärme abgeben, die Körpertemperatur steigt, der Puls rast – für viele Teilnehmende eine extreme Belastung. 1800 Liter Atemluft stehen in der Atemluftflasche auf dem Rücken zur Verfügung, sie müssen bis ins Ziel reichen. Diese körperliche Grenzerfahrung ist kein Selbstzweck: Sie spiegelt die Realität vieler Feuerwehreinsätze wider. Denn Herz-Kreislauf-Versagen infolge anstrengender Atemschutzeinsätze zählt zu den häufigsten Todesursachen unter Feuerwehrleuten. Dagegen hilft nur eines – gezielte Fitness und Ausdauertraining.
Der Schanzenlauf, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal ausgetragen wird, gilt dabei als ein sehr anspruchsvoller Feuerwehr-Wettkampf im deutschsprachigen Raum, heißt es in einer Pressemitteilung der Coesfelder Feuerwehr. In diesem Jahr traten 300 Trupps, also rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Italien und der Schweiz an. 52 Teams mussten den Lauf abbrechen oder wurden disqualifiziert. Die Bestzeit lag bei 10:03 Minuten, die langsamsten benötigten über 30 Minuten.
Das Team Coesfeld mit Wiesmann und Reismann bewältigte die Strecke in 17 Minuten und 12 Sekunden – Platz 89 von 300 und damit im oberen Mittelfeld. „Unser Ziel war zu schauen, was geht. Im nächsten Jahr greifen wir dann die 15 Minuten an“, sagt Christian Reismann nach dem Lauf erschöpft, aber zufrieden.
Mit ihrer Teilnahme zeigten die beiden Feuerwehrmänner nicht nur persönlichen Ehrgeiz, sondern auch, wie ernst die Coesfelder Feuerwehr das Thema körperliche Leistungsfähigkeit im Einsatzdienst nimmt. „Natürlich müssen wir im Einsatz kaum jemals eine solche Extremanstrengung meistern“, resümiert Frank Wiesmann. „Aber die Belastungsgrenzen von Körper und Ausrüstung zu kennen, hilft auch im Realeinsatz. Wenn es dann doch mal zu einer Extremsituation kommt, müssen sich alle darauf verlassen können, dass man in der Lage ist, diese zu meistern“, so Wiesmann.
Mit einem Lächeln im Gesicht schauen die beiden, oben angelangt, die 162 Meter hohe Schanze ins malerische Tal hinunter und sind sich sicher: „Wir kommen wieder“.
