Feuerwehr Coesfeld

Unfall im Chemieunterricht der Theodor-Heuss-Realschule

Coesfeld. „Kann ich hier mal jemanden ansprechen. Einige Kinder klagen immer noch, dass es komisch riecht.“ Ein Lehrer sucht Hilfe bei den Rettungskräften. Auf dem Schulhof der Theodor-Heuss-Realschule kreisen die Blaulichter zahlreicher Feuerwehrfahrzeuge, ein rotes Rettungszelt ist aufgebaut, in Rettungstransportwagen werden Kinder behandelt, zwei Notarztwagen stehen mit laufendem Motor neben dem Eingang, Rettungskoffer liegen aufgeklappt auf der Erde. Drei Notärzte untersuchen in Decken gehüllte Kinder der Klasse 7c im Eingangsbereich der Schule. Ein Unfall bei einem Versuch im Chemieunterricht hatte gestern um kurz nach neun Uhr für ein Großaufgebot von Feuerwehr und Rettungskräften gesorgt. Die Feuerwehr war unter Leitung von Wehrführer Thomas Finke mit 40 Männern in zwei Löschzügen und sechs Fahrzeugen angerückt, zehn Polizeibeamte waren vor Ort, der Rettungsdienst war mit fünf RTW (einer sogar aus dem Kreis Borken, der auch noch einen Krankentransportwagen KTW geschickt hatte), fünf Notärzten und einer weiteren Ärztin aus dem St. Vincenz-Hospital vertreten.
„Ein asthmakrankes Kind hat nach dem Einatmen des bei dem Versuch frei gewordenen Schwefeldioxids einen Asthmaanfall bekommen. Das hat zu einer Panik unter den anderen Kindern geführt und dann diesen Einsatz hervorgerufen“, erklärt Manfred Wiesmann, stellvertretender Wehrführer hinterher die Lage. Fünf zunächst als schwer verletzt bezeichnete Kinder werden wegen Atemwegsreizungen vorsorglich ins Krankenhaus eingeliefert, drei vor Ort behandelt. Sie konnten gestern Nachmittag aber alle wieder entlassen werden, wie Elke Gerdes. Leiterin der Heuss-Realschule auf Nachfrage erklärt. „Gott sei Dank, dass ihnen nicht weiter passiert ist“, zeigt sich die Schulleiterin nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus stark erleichtert. Gesundheitliche Folgeschäden sind nach Auskunft der Stadt nicht zu befürchten. Der Einsatz sei sehr gut gelaufen, bilanziert der Pressesprecher der Feuerwehr Coesfeld, Frank Wiesmann. „Wir wurden um 9.02 Uhr alarmiert. Wir haben natürlich als erstes alle 690 Kinder evakuiert, wobei die Lehrer vorbildlich mitgeholfen haben. Ein Trupp ist dann unter schwerem Atemschutz in den Klassenraum vorgedrungen und hat die Versuchsstoffe – Schwefel- und Eisenpulver – entsorgt und danach den Raum mit einem Hochleistungslüfter vom Rauch befreit.“ Um 9.50 Uhr sei die Evakuierung bereits aufgehoben worden und der Unterricht habe fortgesetzt werden können. „Die Zusammenarbeit zwischen Schule, Rettungskräften, Polizei und Feuerwehr hat reibungslos geklappt.“
Zurzeit prüft die Stadt als Schulträger, wann der Chemieraum freigegeben werden kann. „Dies wird in Abstimmung mit der Polizei wahrscheinlich nach der Ferien der Fall sein“, so Beigeordneter Dr. Thomas Robers.


Ganz normaler Versuch

Bei dem Versuch, der der gestern im Chemieunterricht der Klasse 7 der Theodor-Heuss-Realschule gemacht wurde, handelt es sich um einen ganz normalen Standardversuch, bei dem den Kindern demonstriert werden soll, was eine chemische3 Reaktion ist. Dazu werden in einem bestimmten Massenverhältnis Schwefel und Eisenpulver vermischt. Das Gemisch wird dann in ein Reagenzglas gefüllt und mit einem Bunsenbrenner erhitzt, um die so genannte „Aktivierungsenergie“ zu erzeugen. Wenn die normalerweise harmlose Reaktion beendet ist, ist ein völlig neuer Stoff, Eisensulfid (FeS), entstanden. Ein Klumpen, den man durch Zerschlagen des Glases herauslöst. Bei dem Versuch gestern ist das Reagenzglas wohl geplatzt. Ein Teil des Gemisches flog an die Decke. Der Schwefel hat sich mit dem Sauerstoff der Luft zu Schwefeldioxid vermischt.

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In Decken gehüllt warteten die Siebtklässler im Eingangsbereich der Schule auf die Untersuchung durch die alarmierten Notärzte.

 

 

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