Feuerwehr Coesfeld

Zehn statt fünf Zentner

Fliegerbombe City am Sonntag ab 11:00 Uhr gesperrt Coesfeld – Sonntag wird entschärft

Bombe hinter der Kirche größer als erwartet / Geplanter Evakuierungsradius wird beibehalten

COESFELD. Hochbetrieb herrscht bereits gestern Morgen am Fundort der Bombe hinter der Jakobikirche. Unzählige Schläuche ragen aus dem trockengelegten Erdreich. Gräben durchziehen das Gelände. Mit größter Vorsicht legt ein Baggerfahrer den Blindgänger frei, schaufelt die Erde beiseite. Am Straßenrand steht das Technische Hilfswerk (THW), das dem Kampfmittelräumdienst am morgigen Sonntag Material, Licht und Strom zur Verfügung stellt. Noch haben sie Zeit, einen Kaffee zu trinken.

Auch am Pictorius-Berufskolleg sind die Männer in Blau im Einsatz. Flutlicht ähnliche Leuchten werden von einem Wagen geladen. Für den Fall, dass doch noch das ganze Krankenhaus evakuiert werden muss, hilft das THW dem DRK bei der Einrichtung eines Notkrankenhauses. Auch der Transport von Betten und Material würde in diesem Fall vom Hilfswerk übernommen.

Zurück an der Fundstelle. Medienvertreter und Schaulustige stehen am Bauzaun als Kampfmittelräumer Hans-Dieter Berchem am Mittag zur Bombe herabsteigt und sie in Augenschein nimmt. Der Sprengkörper liegt mehrere Meter tief, ein Metallring sorgt dafür, dass er von nachrutschender Erde nicht wieder bedeckt wird. Gut eine halbe Stunde später ist klar: Der Blindgänger ist eine Zehn-Zentner-Bombe mit zwei Aufschlagzündern. „Aufgrund des guten Zustandes und der Tiefe, in der die Bombe liegt, empfehle ich, die geplanten Evakuierungsmaßnahmen beizubehalten“, sagt Berchem. Ein größerer Radius für die Sperrzone sei seiner Ansicht nach nicht notwendig. Auch wenn man beim Krisenstab in den vergangenen Tagen von einem Fünf-Zentner-Blindgänger ausgegangen ist.

…Am Sonntag wird Kampfmittel-Experte Berchem gegen 13 Uhr mit der Bombe alleine sein. Die direkten Bewohner werden evakuiert. Im Umkreis von 200 Metern dürfen sich ab 11 Uhr keine Personen auf der Straße aufhalten. Angst habe er in den entscheidenden Minuten nicht, ein bisschen Magendruck schon: „Ein gesunder Respekt gehört dazu.“ Von Routine möchte er nicht sprechen, obwohl er schon rund 600 Bomben entschärft habe. „Jede Entschärfung ist individuell.“

Gleichzeitig planen Einsatzleitung sowie Krisenstäbe von Kreis und Polizei das weitere Vorgehen. Karten mit bunten Markierungen hängen an den Wänden. Am Computer werden Einsatzpläne erstellt. Gegen 16 Uhr fällt die Entscheidung. Dr. Ansgar Scheipers, Leiter des Krisenstabes vom Kreis: „Es kann alles bleiben wie geplant. Wir sind dem gefolgt, was Hans-Dieter Berchem gesagt hat.“ 150 Polizisten und rund 500 Retter, Feuerwehrleute und Sicherheitskräfte werden am Sonntag im Einsatz sein. Sie sorgen für Sicherheit und dafür, dass die Sperrzone eingehalten wird.

Das Krankenhaus wird übrigens doppelt geschützt. Sollte etwas schief gehen, fängt ein Erdwall Druckwelle und Splitter ab. Zudem wurden die Fenster mit Sperrholzplatten verkleidet. Das schützt nicht nur, sondern macht es Schaulustigen auch unmöglich, den Fundort zu beobachten.

 

Der weitere Ablauf:

– 12.30 Uhr: Einsatzleitung und Räumdienst informieren an der Fundstelle
Es handelt sich um eine 10-Zentner-Bombe mit zwei Aufschlag-Zündern amerikanischen Typs, nicht um eine 5-Zentner-Bombe, wie zunächst vermutet.
Der ursprüngliche geplante Evakuierungsradius kann voraussichtlich beibehalten werden.

– 13 Uhr: Kampfmittel-Experte Heinz-Dieter Berchem untersucht den Blindgänger

– 14 Uhr: Krisenstab und Einsatzkräfte besprechen das weitere Vorgehen. Ergebnis: Der Evakuierungsradius wird beibehalten, wie ursprünglich geplant. 150 Polizisten und rund 500 Retter, Feuerwehrleute und Sicherheitskräfte werden am Sonntag im Einsatz sein.

– Sonntag, 8 Uhr: Die Polizei richtet in der Innenstadt eine Sperrzone ein. Ab diesem Zeitpunkt ist auch eine Betreuungsstelle für Betroffene im Gymnasium Nepomucenum eingerichtet.

– Sonntag, 9.30 Uhr: Ein Bus bringt Personen aus der Evakuierungszone von der Letter Straße aus (vor der Jakobi Kirche) zur Betreuungsstelle. Betroffene sollten an wichtige Medikamente denken und sicherstellen, dass ihre Haustiere versorgt sind. Wer gehbehindert oder bettlägerig ist, sollte dies bis spätestens Samstag um 21 Uhr dem Bürgertelefon beim Kreis Coesfeld unter Tel. 181818 mitteilen.

– Sonntag, 11 Uhr: In der Sperrzone darf niemand mehr auf die Straße

– Sonntag, 13 Uhr: Die Bombe wird entschärft. Der Kreis Coesfeld weist darauf hin, dass Personen, die innerhalb des 200 Meter Radius noch in ihren Häusern sind, besondere Vorsichtsmaßnahmen beachten sollten. Sie sollten sich möglichst in Kellerräumen aufhalten, alternativ in Räumen, die von der Entschärfungsstelle abgewandt und soweit wie möglich unten im Gebäude liegen. Diese sollten möglichst über eine Betondecke verfügen. Keinesfalls darf man sich in Räumen, die der Entschärfungsstelle zugewandt sind, oder gar an deren Fenstern aufhalten.

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vom 01.02.2014
von: Daniel Peters


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