Freiwillige Feuerwehr hat keine Nachwuchssorgen
Freiwillige Feuerwehr hat keine Nachwuchssorgen / Tagesverfügbarkeit ein Problem / Unkonventionelle Ideen
von Florian Schütte und Sarina Peters
COESFELD. Hausfrauen bei der Freiwilligen Feuerwehr? Wenn es darum geht, einsatzbereite Kräfte auszubilden, wäre Christoph Nolte auch zu ganz neuen Methoden bereit. „Einige Firmen stellen ihre Mitarbeiter für die Tagesverfügbarkeit frei“, sagt der stellvertretende Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Coesfeld. Doch das sei längst nicht immer der Fall. Nachwuchssorgen hat Nolte trotzdem nicht „Wir wissen aber auch, dass wir die Jugendlichen schon früh für das Ehrenamt begeistern müssen“, sagt er.
Auf Leonard Hamburger und Mathis Loose kann Nolte in Zukunft jedenfalls zählen. Die beiden Jungs tobten bereits in voller Montur durch das Feuerwehrgerätehaus. „ich finde die Fahrzeuge cool“, sagt der zehnjährige Mathis über die feuerroten Einsatzwagen. „Und dass man Menschenleben retten kann, ist toll“, fügt sein Kumpel Leonard hinzu. In der Familie des Siebenjährigen hat die Feuerwehr Tradition. „Die Jungs sind wirklich feuerwehrbegeistert“, sagt Leonards Großvater Hubert Wolter, der 32 Jahre lang hauptberuflich für die Feuerwehr tätig war. Doch auch wenn die beiden Jungs schon Feuer und Flamme für das Ehrenamt sind – erst mit zwölf dürfen sie der Jugendfeuerwehr beitreten. „Eine Kinderfeuerwehr können wir leider nicht stemmen“, gibt Christoph Nolte zu.
Auch Quereinsteiger und Feuerwehrleute mit Migrationshintergrund seien ausdrücklich erwünscht. Hausfrauen zu werben, sei ebenfalls ein Thema in der Wehr. Denn mittlerweile seien Feuerwehrfrauen zu 20 Prozent unter den auszubildenden Einsatzkräften vertreten. Nolte hofft, durch diese Maßnahmen mehr Mitglieder zu erhalten, und immer möglichst schnell den Ort des Geschehens zu erreichen. Denn ein Problem der freiwilligen Feuerwehr ist die ständige Einsatzbereitschaft. Berufstätige Ehrenamtliche müssen die Erlaubnis ihrer Arbeitgeber einholen, um im Fall eines Falles ausrücken zu können. „Die Firmen Scholz, Thies und Ostendorf mit ihren Mitarbeitern stellen rund 90 Prozent der Tagesverfügbarkeit“, lobt Christoph Nolte, der sich wünscht, dass noch mehr Arbeitgeber in diese Richtung umdenken.
Im Schnitt rückt die Feuerwehr Coesfeld im Jahr zu 300 Einsätzen aus. Bei rund 200 dieser Einsätze werden freiwillige Feuerwehrleute eingesetzt, die Brände löschen, die Polizei bei Autounfällen unterstützen oder auch die berühmte Katze aus dem Baum holen.
Dabei betont Nolte immer wieder wie wichtig es sei, den Nachwuchs schon früh an die Feuerwehr heranzuführen, da die Jugendlichen später anderweitig eingebunden seien. „Ich durfte auch schon mal zur Übung mithelfen, ein Auto aufzuschneiden“, erzählt der zehnjährige Mathis.
Christoph Nolte verspricht allen Interessierten eine professionelle feuerwehrtechnische Ausbildung. „Bis jemand alles kann, dauert es zwischen sechs und zehn Jahren“, weiß der stellvertretende Leiter der Feuerwehr. „Allrounder sind heutzutage selten“. Die Jugendfeuerwehr ist aber auch mit Spiel und Spaß verbunden. Jedes Jahr wird ein zweiwöchiges Jugendzeltlager angeboten. Ein Problem, dass die Leiter der Feuerwehr im Auge behalten müssen, seien Personen, die sich als Helfer aufspielen. „Solche Leute manövrieren sich durch ihr Verhalten jedoch selbst ins Abseits“, meint Nolte, der wegen solcher Fälle jedoch noch nie eingreifen musste.
vom 31.10.2013