Feuerwehr Coesfeld

Hausexplosion in Nottuln

Nottuln. Walter Feldmann hat in seinem langen Feuerwehrmann-Leben schon vieles gesehen. Das, was er gestern in Nottuln sehen musste, hätte er sich gerne erspart. „da ist ja kein Stein mehr auf dem anderen“, murmelt er mehr zu sich selbst und kickt einen Stein unter den Busch vor ihm.
Von dem Flachdach-Bungalow, der auf einem kleinen, von Bäumen umsäumten Hügel in der Bauerschaft Baumberg stand, ist nur noch ein Schuttberg geblieben. Eine Explosion hat das Haus in den Mittagstunden zerfetzt. Aus den Trümmern steigt Rauch auf.
Gibt es Tote? Das Fragezeichen weicht am Abend trauriger Gewissheit. Eine 78 Jahre alte Frau, die mit drei Söhnen dort wohnte, wird geborgen. Zwei ihrer Kinder waren zur Unglückszeit nicht zu Hause. Nach dem dritten, 51-jährigen, bis in die Abendstunden gesucht. „Zur Not graben wir die ganze Nacht durch“, sagt der Sprecher der Coesfelder Kreispolizei, Peter Nowack. Doch die Hoffnung ihn lebend zu finden, schwindet. Gegen 19 Uhr erlischt sie. Da entdecken die Helfer auch seine Leiche.
Minuten nach der Explosion war die Feuerwehr aus Nottuln zur Stelle. Da hatten die Helfer noch Hoffnung. „Wir sind auf dem Bauch über die Trümmer gekrochen, um zu horchen“, sagt Walter Feldmann. Horchen, ob vielleicht jemand lebend in der Ruine liegt und sich bemerkbar machen kann. Dann schiebt der Feuerwehrmann seinen Helm in den Nacken und wendet sich ab. Er will nicht mehr reden.
Gegen 13.15 Uhr geht bei der Kreisleitstelle in Coesfeld der Alarm ein. Die macht mobil, was mobil zu machen ist: 160 Feuerwehrmänner, Polizisten, Mitarbeiter vom Roten Kreuz, dem Technischen Hilfswerk (THW), fünf Notärzten, neun Rettungshunde und drei Hubschrauber. Die Tiere klettern mit ihren Führern immer wieder über die Trümmer. Doch die Hunde schlagen nicht an.
Viel ist kurz nach Mittag noch nicht bekannt. Sieben Nachbarn seien durch die Explosion leicht verletzt worden, berichtet der Polizeisprecher. Die Ursache für das Unglück bleibt unklar. Viele vermuten eine Gasexplosion. Bagger aus einem nahen Steinbruch rumpeln heran und schieben Trümmerteile weg. Die Feuerwehrmänner, Sanitäter und Notärzte können nur warten. Zwischen ihnen und den Fahrzeugen irren Nachbarn umher. Ein Notfall-Seelsorger redet mit den Verletzten.
Ihre Häuser sind durch die Druckwelle beschädigt. Die Fenster sind zersplittert, die Rahmen herausgerissen, auf den Dächern fehlen etliche Pfannen. In den Vorgärten liegen Trümmer. Nur ein kleiner weißer Engel ist unversehrt und blickt zu den Helfern.
„Mal Ruhe für den Horchtrupp“, ruft einer vom THW aus dem Stein- und Balken-Durcheinander. Zwei Kollegen lauschen in ihre Kopfhörer. Motorenlärm erstirbt, die meisten Helfer bleiben wie angewurzelt stehen, fast niemand sagt etwas. Die Stille hat etwas Gespenstisches.
„Die Geräte verstärken Geräusche eine Million mal“, wispert ein THW-Mann. „Die können damit sogar den Pulsschlag eines Verschütteten hören.“ Hören sie aber nicht. Der Mann mit dem Kopfhörer winkt ab. Entwarnung, leider. Es wird nicht die einzige sein an diesem Tag. Jörg Sander bekommt erneut das Signal. Ein Ruck an der Leine, und sein Labrador springt auf. Einige Male ist der Rot-Kreuz-Mann von der Rettungshundestaffel in Dülmen mit dem Hund über den Steinhaufen gekrabbelt. „Auf ein Neues“, sagt er. Der Labrador rennt hechelnd los. Kurz darauf wird die Leiche der 78-jährigen gefunden.

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Immer wieder streifen die Rettungshunde und ihre Führer erfolglos durch die Ruinen.
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