Feuerwehr Coesfeld

Unglaubliches Erlebnis

Gestern hatten wir ein unglaubliches Erlebnis. Matthias kam abends total aufgeregt und zeigte mir ein Foto von unserem einzig verbliebenen Storchenkind. Es hatte beide Beine total mit Schnüren verknotet, die die Eltern als vermeintliches Nistmaterial vom Feld mitgebracht hatten. Um Gottes Willen! Es war bereits gegen 18.00 Uhr, wir wussten, wir würden es allein nicht schaffen, um diese Zeit einen Hubsteiger zu besorgen und jemanden, der damit umgehen konnte. Also rief ich in meiner Not bei der Feuerwehr an und fragte nach Hilfe. Nach zehn Minuten kamen zwei junge Männer mit einen 16 Tonnen schweren Einsatzwagen. Aber mit diesem großen Gefährt konnten sie weder den Zugangsweg in unseren Garten überwinden (zumal der Weg total zugewachsen war) noch hätten sie durch die Obstwiese zum Nest fahren können.

Nun war guter Rat teuer. Ich rechnete damit, dass die beiden Feuerwehrleute wieder unverrichteter Dinge abfahren würden. Aber das war nicht der Fall. Sie meinten: „Hier ist eindeutig Gefahr in Verzug! Wir müssen dem Vogel helfen, wie wissen wir noch nicht, aber wir müssen schauen.“

Es folgten mindestens 20 Minuten lange Überlegungen und Telefonate. Wer könnte einen kleineren Hubsteiger haben, wen könnte man jetzt noch erreichen? Die beiden gaben einfach nicht auf! Plötzlich ein Hurrah! Jemand, ich meine, es war ein Herr Bunge, hatten sie herausgefunden, hatte gerade einen neuen 7,5 Tonner mit Hubsteiger bekommen. Er wäre schon zu uns unterwegs. So wäre es ein Klacks ins 7,5 m hoher Nest zu gelangen.

Aber vorher haben die beiden Helden zuerst „mal eben“ mit mitgeführten Kettensägen und Leitern den Weg freigesägt, damit der immer noch reichlich große Wagen passieren konnte. Kaum waren sie damit fertig, kam der nette Herr mit seinem nagelneuen Gefährt und es machte ihm nichts weiter aus, den einen oder anderen Kratzer zu bekommen. Auf zwei Zentimeter genau durchfuhr er unser Tor und schaffte es mit einigem Rangieren zum Storchennest. Die Storchenmutter war inzwischen absolut starr vor Stress bei ihrem Jungen. Sie taten mir so leid. Alle beide und die sich unermüdlich einsetzenden Helfer außerdem.

Nun sollte man glauben, dass wir jetzt am Ziel gewesen wären, aber weit gefehlt. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis alle drei Herren den neuen Hubsteiger davon überzeugt hatten, zu tun, wofür er angeschafft worden war. Zu steigen. Danach ging dann alles wirklich ganz schnell. Die Feuerwehrleute stiegen zum Nest auf, durchtrennten dem völlig leblos erscheinendem Storchenkind die Schnüre. Die Frau Mama hatte sich zuletzt in völliger Panik entschlossen, das Nest zu verlassen. Die Beinchen wurden auf äußere Verletzungen kontrolliert, da war zum Glück nichts sichtbar! Wieder unten angekommen, verließen die Retter uns noch immer nicht, bis sie den Tierarzt erreicht hatten, der ihnen bestätigte, dass dieses „sich Tod stellen“ eine normale Stressreaktion sei. Erst danach haben sich alle wieder auf den Weg gemacht. Der Hubsteiger nach Darup in den mehr als verdienten Feierabend, die Storchenretter in den Rest ihrer 24-Stunden-Schicht. Sie haben noch nicht einmal das angebotene Trinkgeld angenommen.

Ich bin unendlich beeindruckt von ihrem Einsatz! Über drei Stunden haben diese beiden jungen Feuerwehrleute ununterbrochen gerödelt, um einem Wildtier in Not zu helfen. Sie haben nach der „geht nicht – gibt’s nicht“ Methode ihre beiden Handys heiß laufen lassen, haben eine Zuwegung freigeschnitten, haben zu keinem Moment den Eindruck erweckt, aufgeben zu wollen. Aber auch dem Herrn mit dem Hubsteiger muss gedankt werden. Er hätte wohl an einem Samstagabend auch etwas Besseres zu tun gewusst, als mit seinem neuen Wagen durch äußerst unwegsames Gelände zu manövrieren. Ich bin auch von seinem Einsatz tief berührt.

Das Storchenkind hat sich schnell erholt, nachdem die Frau Mama zurück ins Nest gekommen war. Es lag glücklich und zufrieden bei ihr und war todmüde.

Es war für uns alle eine aufregende Erfahrung. Und die Moral von der Geschicht? Liebe Mitbürger, bitte nehmt euren Müll mit nach Hause. Es kann schreckliche Folgen haben. Ohne unser aller Eingreifen wäre dieses Storchenkind elendig gestorben.

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